Langfristige Entspannung der Ölkrise wahrscheinlich

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent befindet sich seit Anfang des Jahres 2020 im freien Fall. Viele Marktteilnehmer erhofften sich eine Stabilisierung um die Tiefstkurse aus den Jahren 2008 sowie 2016. Sie wurden jedoch kalt erwischt.

So notiert der Ölpreis inzwischen rund 30 Prozent tiefer im Vergleich zum absoluten Tiefpunkt der Finanzkrise 2008. Auch am Ölmarkt bilden sich die Preise bekanntlich nach Angebot und Nachfrage. Aufgrund des Coronavirus erstarrt die Wirtschaft und sorgt für eine deutlich sinkende Nachfrage. Zeitgleich liefern sich Russland und Saudi-Arabien einen handfesten Konflikt und drehen die Förderhähne auf. Beides setzt dem Ölpreis enorm zu.

Vereinzelte Experten wagen bereits Prognosen, dass das schwarze Gold zeitnah für null US-Dollar zu erwerben sei. Dies sei vorstellbar, wenn die Kosten für zusätzliche Lagerplätze zu teuer würden und die Ölfirmen ihre Überschüsse lieber verschenken könnten. Zugegeben aus heutiger Sicht ein eher surreales Szenario.

Eine Entspannung der Ölkrise erscheint langfristig jedoch wahrscheinlicher. Die Coronakrise wird früher oder später abklingen – die Wirtschaft wieder anlaufen. Ebenfalls bestehen bereits erste Hoffnungen auf Verhandlungsgespräche zwischen den führenden Ölnationen, um beispielsweise die Fördermengen zu reduzieren.

Wer vom Ölpreisanstieg profitieren möchte, hat hierbei verschiedene Möglichkeiten. Wer eine Aktie des Mineral- und Erdgaskonzerns Royal Dutch Shell zum Tiefstkurs am 18. März 2020 erworben hat, darf sich jetzt bereits über 50 Prozent an Kursgewinnen erfreuen. Eine weitere Möglichkeit gibt es mit dem Kauf von sogenannten ETCs (Exchange Traded Commidities). Die Wertentwicklung eines ETCs orientiert sich entweder am Kassapreis (Preis für die Sofortlieferung) oder dem Future-Preis (Preis für die Lieferung in der Zukunft). Deutlich spekulativer sind hingegen Optionsscheine oder Faktorzertifikate. Hier können Sie einen gewünschten Hebel oder Faktor wählen, welcher die Wertentwicklung eines Basiswertes wie Öl gehebelt widerspiegelt. Ein Ölpreisanstieg von 10 Prozent würde somit bei einem Hebel oder Faktor von 10 einer Rendite von 100 Prozent entsprechen.

Der Artikel von Dennis Scherer erschien auch auf vcheck